Eine Idee

Vielleicht hat man eine Idee. Eine Idee kann einen anderen Menschen aufwecken und zu einer persönlichen Änderung oder sogar zu einer gesellschaftlichen Änderung führen. Ideen können also folgenreich sein. Ich hatte eine Idee, von der die anderen nichts wussten. Die Idee habe ich verfolgt, ich habe sie gelebt, ich habe sie versucht umzusetzten, sie in die Wirklichkeit zu tragen, mich nach dieser zu richten, ihre Brauchbarkeit zu testen, da ich die Güte dieser Idee zwar nicht wusste, aber doch vermutete. Die Idee bedeutete eine andere Sicht der Dinge. Diese Sicht der Dinge wird nicht diskutiert, sie wird vorausgesetzt und keiner (ich hörte jedenfalls niemanden) stört sich an dieser Sicht oder an dem Umstand, dass sie nicht diskutiert wird. Es könnte ganz anders sein! Offenbar sieht man Vieles als gegeben an und hinterfragt es nicht mehr, folgt blind, überbietet sich noch in der Folgsamkeit vielleicht aus Gedankenlosigkeit. Hinterfragt man einiges doch, wird man manchmal nicht beachtet, als schalteten die Neuronen ab, als sei das starre Verhalten unumstößlich in die Köpfe gebrannt, als sei es ein Tabu, als sei es gedankliches Sperrgebiet. Vielleicht ist dieses Verhalten auf eine Art dem Herdentrieb ähnelnder Autoritätshörigkeit zurückzuführen. Es ist überflüssig von der Idee zu sprechen, da sie auf Unverständnis stößt… Auch heute kann ich nicht sagen, ob die Idee richtig war und ob sie für alle gelten kann. Formulieren konnte ich dies im jugendlichen Alter noch nicht. Ich fand mich in einer exklusiven Welt wieder mit einem eigenen Maßstab, was ich oft innerlich verteidigte und behauptete. Im Grunde trieb ich in ein trotziges Abseits und kollidierte nicht ohne Anstrengungen mit dem vorherrschenden, autoritären Bewertungsschema. Erhebend, schön und selbstständig ist dieses Abseits…wenngleich nicht gewürdigt und ich wohl eher nicht als ein Gewinner gelte.

(4.2021)