Ich bin ein Kioskbesitzer im Stadtkern, ich versorge die ansässige Bevölkerung mit Zeitungen und Zeitschriften, aber auch mit Zigaretten und Spirituosen. Damit ich den Smalltalk mit meiner Kundschaft pflege, lese ich die Boulevard-Blätter. Ich stelle meine Vermutungen und Studien über meine Kunden an. Nachts verirren sich manchmal Menschen an meine Kiosk-Theke, wenn sie zum Beispiel vor Problemen nicht in den Schlaf kommen, manche sind betrunken, selten sind komische Gesellen darunter, die mit weit aufgerissenen Augen bei mir stranden und hastig schlucken. Manchmal kommt so ein Philosoph vorbei; ich habe keine Ahnung was Philosophie ist, es ist mir schleierhaft! Akademiker sind weniger unter meinen Kunden zu finden. Ich bin selbstständig, kein Chef dirigiert mich, trotzdem fühle ich mich nicht frei, sondern eingefercht in diese Wände.-
„Hätte ich doch mehr in der Schule aufgepasst!“ Ich wüsste gerne was aus diesem Klassenkameraden geworden ist. Er machte einen haltlosen Eindruck auf mich und auf uns alle. Der wollte nicht auswendig lernen.„Das ist doch übertrieben!“ Er widersprach auch Lehrern und meinte über sie: die leuchten nicht alle gleich hell! Mancher Bekannte munkelte was von einer Künstlerexistenz. Kunst ist doch nichts als dreister Betrug! „Von Kunst kann man nicht leben!“ Konzernleiter, Politiker und höhere Beamte, im weiteren alle die ihren Dienst leisten, sind statthaft, aber Künstler doch nicht! Wo soll ihr Nutzen sein?
(10.2020)