Außerirdische

Gerade sind frisch die Außerirdischen auf unserem schönen, so blauen Planeten gelandet.
Unglaublich und paranoid!- die können sofort jeden erkennen, quasi durchleuchten, als stünden die Themen, die uns wesentlich leiten, über unseren Köpfen ablesbar.
Die Führungskräfte und andere Mercedes-Fahrer, als sie von den Besuchern hören, treten auf die Bremsen, wittern ihre Chancen. Sofort erscheint der ranghöchste Funktionär des Bezirks, eilt den Außerirdischen mit einem Lächeln, ausgestreckter Hand und auch sonst gezirkelter, unglaubwürdiger Körpersprache entgegen.

Die Außerirdischen sind nicht blöd, können schon mit Tinte schreiben; sie sind erschrocken, „Was ist hier los?“, hier gibt offenbar drei Schichten: sogenannte Abgehängte, schlaue Angepaßte mit weniger und solche mit mehr Schlauheit. Fast alle sind hier mit einer großen Gewissheit ausgestattet, sehen ständig nach oben, beinah niemand ist auf der Suche…
Die Außerirdischen aber tun dies und jenes, studieren rasant, mit Quanten-Geschwindigkeit unsere gesamte Geschichte, mit besonderer Neugier die Kunstgeschichte…aber Kalauer und Fernsehnachrichten verachten sie, „Völliger Mist!“

Dann schlendert ein umfänglich gelangweilter Arbeiter mit gerunzelter Stirn und einer Müller-Thurgau-Fahne vorbei. Einer der Außerirdischen ist von ihm berührt, fühlt eine Seelenverwandtschaft, nähert sich ihm… Diese Szene beobachten die Träger von Hemdkragen scharf und mit grimmigen Augen. „Wer ist der Anmaßende? Ist er denn zertifiziert?“ Unser Arbeiter -es ertönt Air von Johann Sebastian Bach und er riecht erstmalig die Chance auf eine Veränderung- bittet den Außerirdischen ihn mitzunehmen und sagt kurzerhand: „Tschüß!“

(10.2019)