Wenn Sawitzky schreiben sollte über den II. Dreißigjährigen Krieg…

Lit.: Edmond Taylor, Der Untergang der Dynastien, Basel 1963

Fast neun Millionen Menschen kamen im Ersten Weltkrieg um, als indirekte Folge jener 2 Schüsse, die in einer staubigen Stadt auf dem Balkan vor ungefähr fünfzig Jahren abgefeuert wurden; und dann verloren weitere 15 Millionen ihr Leben in einem zweiten, noch größeren Krieg, dessen Keim schon im Ende des ersten enthalten war. (S.10)

Wenn wir heute von überlegener Warte zurückblicken, erkennen wir klar, dass der Ausbruch des Ersten Weltkrieges das „Zeitalter der Unruhe“ einleitete – um mit dem britischen Historiker Arnold Toynbee zu sprechen -, dem unsere Zivilisation noch keineswegs entkommen ist. Direkt oder indirekt gehen alle Kämpfe des letzten halben Jahrhunderts auf 1914 und Sarajewo zurück…und wir Überlebenden sind davon gezeichnet, wenigstens seelisch. (S26)

Der Wohlfahrtsstaat, ausgenommen vielleicht das Preußen Bismarcks, lag noch zwei Generationen und zwei Weltkriege entfernt. (S44)

Die letzten Friedensjahre in Europa entarteten immer mehr zu einer Art von Kalten Krieg, den man damals allerdings „Trockenen Krieg“ nannte und in dem sich zwei miteinander rivalisierende Machtblöcke gegenüber standen: der Dreierbund und die Tripelentente. Eine außenpolitische Krise löste die andere ab, und jede brachte Europa dem Abgrund eines richtigen Krieges näher…Die Veränderungen in der Atmosphäre der öffentlichen Meinung in Europa, die Hand in Hand gingen mit der Verschlechterung der diplomatischen Lage, waren nicht weniger unheilverkündend…Die Herrschende Klasse in Deutschland gab vielleicht ihren Zynismus offener Ausdruck als die anderen Eliteklassen Europas, aber es steht keineswegs fest, dass sie auch wirklich zynischer war. (S.184f)

Das tiefste ungelöste Rätsel von Sarajewo ist das Ausmaß der Schuld Russlands an dem Attentat. (S.231)