János Enyedis 70. Geburtstag

Enyedi wird 2007 70 Jahre, im Oktober ist es soweit, dann vollendet er seine siebte Dekade, und wenn er auf sein Leben zurückschaut, hat er versucht einige Dinge, die ihm lieb und teuer waren, zu beenden, da ja keiner in die Zukunft schauen kann, was an Zeit noch übrig bleibt:

  • Verbesserung seines persönlichen Umfeldes, was seit seines Wegzuges aus der Allermöher Schule, seine Unzufriedenheit verstärkte und seine künstlerische Kreativität und Aktivität einschränkte,

  • Perfektionismus seiner Keramik, die eine Pause erfuhr, da räumliche und technische Voraussetzungen plötzlich fehlten, denn das Haus am Elbdeich, so schön wie es gelegen war, gab diese Möglichkeiten nicht her,

  • Möglichkeiten – räumlicher Art – um seine Kunstwerke, für die er ja sein ganzes Leben gearbeitet hat und er auch seine ganze Kraft, Kreativität und Leidenschaft hineingelegt hat, geschlossen und dauerhaft vorzustellen, aber auch seine persönliche Habe, die seit Allermöhe zerstreut bei Bekannten und Freunden lagern, wieder zu vereinen, damit sein persönliches Umfeld stimmt, sein Wohlbefinden sich verbessert,

  • Weiterentwicklung der bedeutenden Kunst,

  • Erstellung seiner Homepage, heutzutage werden keine Bücher mehr benötigt, heute zählt nur das Internet – ich habe zwar meine Zweifel, gegen den Trend bin ich machtlos.

War Drage eine Zwischenlösung, so musste irgendwann für Enyedi eine Entscheidung fallen für seinen letzten und endgültigen Umzug, denn sein Nervenkostüm wurde immer dünner und seine Unzufriedenheit war ihm anzusehen, Weg aus dem Marschenland wollte er nicht, ihm gefiel es hier durchaus, nur die wohnliche Enge machte ihm zu schaffen. Die Bewohner der Elbmarschenlande sind ein Völkchen für sich, sie haben sich in der Nähe der Elbe in Straßendörfern oder in Haufendöfern angesiedelt, wobei die Uferstraße kilometerweit die Orte verbindet und auch die Bevölkerung, somit ist die Uferstraße der Lebensnerv dieser Gegend, eingebettet in eine Natur- und Kulturlandschaft, die einen hohen Erholungswert hat, für die Hamburger gut zu erreichen ist, aber der Bekanntheitsgrad noch nicht voll bei den Hamburgern angekommen ist. Somit ist die Elbmarschbevölkerung bemüht, sich bekannt zumachen und haben einen Förderkreis Elbmarschkultur e.V. gegründet. Dieser Verein hat seinen Sitz in Tespe und hier laufen alle Informationen ein, die gesammelt und ausgewertet werden. So machte auch schnell der Zuzug Enyedis nach Drage die Runde, ein Künstler, vertrieben aus Bergedorf, dazu noch Ungar und mit seinem Doktortitel, das war gerade das Richtige für diese Landschaft. Mit Hilfe diese Fördervereins gelang es Enyedi sein persönliches Umfeld zu verbessern, Räumlichkeiten für seine künstlerische Arbeit mit einer angeschlossenen privaten Wohnung anzumieten, wo Enyedi am 4. September 2005 seine „Galerie für freie Kunst“ der Öffentlichkeit vorstellte. Die befindet sich in Marschacht , Elbuferstr. 36, eine große Fahne lädt die Besucher ein.

Zur Eröffnung seiner Galerie für freie Kunst hat Enyedi ein Manifest geschrieben, in dem er versucht „freie Kunst“ zu definieren. In dieser Schrift wird Enyedi in Bezug auf „bedeutende Kunst“ schon klarer als in seiner Doktorarbeit von 2001. „Wenn es Kunst gibt, … so muss es auch etwas geben, was nicht Kunst ist….Daher suchen wir eine konsensfähige Definition von Kunst, Nicht nur, um zu wissen was eigentlich Kunst ausmacht, sondern auch deswegen, damit Kunst vermittelt werden kann. …Gelungene Kunst ist…ein in sich gegliedertes Ganzes…. Im Gegensatz zum Handwerker, der Grenzen setzt, öffnet der Künstler Grenzen. …Im gelungenen Kunstwerk treten wohlüberlegte Veränderungen auf, von etwas her zu etwas hin….“ Soweit so gut, es ist noch nicht der Weisheit letzter Schluss, Enyedi wird ja erst siebzig und hat noch Zeit über die „bedeutende Kunst“ weiter nachzudenken.

Ein Ereignis für Enyedi, was im Sommer 2005 im Kultur- und Geschichtskontor Bergedorf stattfand, war eine Ausstellung von ihm mit Bildern, Skulpturen und Keramik, Die Räumlichkeiten für solche Ausstellung sind nicht gut geeignet, aber Enyedi wollte noch einmal in Bergedorf ausstellen und na ja der Ort ist geschichtsträchtig. Neben seiner neuesten Keramik, die den Betrachter durch ihre Schlichtheit besticht, ist das Bild „Apotheose der Wegelagerer und Fallensteller“ aus dem Jahre 2004 hervorzuheben:

Das Abraham Lincoln-Denkmal als Motiv, verfremdet durch den Sessel, der aus Totenköpfen besteht und auf den Stufen spielend, nackend Bush und Saddam, am Rande der Stufen händeausbreitende Nahostler, und seine Hühner dürfen natürlich nicht fehlen, die gerupften. Es zeigt die USA von der Monroe-Doktrin bis zur Sklavenbefreiung, die den Wirtschaftsinteressen des Nordens dienten und vorgeschoben wurden hin zum Streben zur Weltmacht, auch hier mit fadenscheinigen Argumenten, Es ist ein großes Bild, ein gelungenes Bild, gehört irgendwie ins Museum.

Im November 2005 stellt Enyedi seine „Rügen-Kiesel Keramik“ in der Privatgalerie PLEWISAST aus, gemeinsam mit Werken seines 1986 verstorbenen Künstlerfreundes Peter Swoboda, Die Gäste nehmen seinen neuen Stil an. Diese Ausstellung dient mehr der Erinnerung, auch für Enyedi. Nicht so seine Einladung zur Deutschen Meisterkeramik 2006, wo er gebeten wird, sich dem Wettbewerb zu stellen, die Unsicherheit, ob er gezogen wird, bleibt und so versucht er seine neuesten Keramikwerke dort hinzuschicken: Aufbaukeramik in der Art von Gefäßen, Schalen, Tabletts und Vasen – mit sehr eigenwilligen Farbkompositionen. Die vier Dinge werden sorgfältig ausgesucht und versandt, dann die unendliche Wartezeit, dann der Brief, ein Aufschrei, der anzeigt, dass sich die Arbeit gelohnt hat, denn man zählt zu 100 Auserwählten, die in der Orangerie von Schloss Pillnitz, Dresden, ihre Werke ausstellen dürfen. Im Katalog ist eine schale in blau mit gelblichen Strahlen in Innern abgebildet; bei richtiger Beleuchtung oder wenn die Sonne darauf scheint, zerfließt alles und scheint zu schweben. Ein gelungenes Werk, leider unverkäuflich, nur in seiner Galerie der freien Kunst zu bestaunen,

Die Teilnahme an der Deutschen Meisterkeramik 2006 brachte Enyedi auch andere fühlbare Vorteile – viele Kontakte mit anderen Künstlern, auch Galeristen und Privatsammlern, die ein Interesse haben, seine anderen Werke zu sehen.

2006 ist auch das Einführungsjahr der Künstlermesse Hanseart, eine Einrichtung der Kunst- und Künstler-Agentur von Thomas Roth. Enyedi zeigt ein Interesse und mietet für den Oktober für 2 Tage einen Stand, wo er seine Kunst vorstellen will. Diese Messe, die erste in dieser Art in Hamburg am Hühnerposten, allen Studenten bekannt als Postamt mit 24 Stunden Öffnungszeit, liegt günstig im sogenannten Museumsdreieck, könnte ein Erfolg sein, wenn die Hamburger Presse und die eigene Werbung mitzieht bzw. gezielt eingesetzt wird. Der Erfolg war mäßig, aber es war auch das erste Mal, eine Wiederholung 2007 wäre sinnvoll und auch für die teilhabenden Künstler wünschenswert, auch Enyedi hofft auf Thomas Roths langen Atem.

Ja, nun 2007 wird János Enyedi 70 und Enyedi wäre nicht Enyedi, wenn er nicht bei so viel Glück nicht ein Haar in der Suppe finden würde, schon findet er eine Art Ausbeutung in den Marschlanden, wenig Würdigung von seinen neuen Freunden dort, auch wenig finanzielle Anreize für seine künstlerische Teilnahme an dieser Region – es ist halt Enyedi !

So sitzt János Enyedi ein wenig verschnupft und von seiner Umwelt verkannt in seiner Wohnung in Marschhacht und grübelt über seine Homepage nach, denn in der heutigen Zeit besitzt man eine Homepage oder man gerät in Vergessenheit und gehört nicht mehr unter den Lebenden.

Auch hier zeigt sich Enyedis Charakter oder sein komplizierter Lebensstil. Jeder Künstler ist durch seinen Namen oder sein Kürzel bekannt oder durch seinen Künstlernamen, was ja auch Sinn macht, da Kunstinteressierte, wenn Ausstellungen sind, Informationen abrufen können. Bei Enyedi läuft das anders, er kompliziert die Sache so, das der Interessierte kaum die Möglichkeit hat, seine Homepage zu finden, denn er benutzt seinen alten Familiennamen aus Siebenbürgen, der für die Kunstwelt leider unbekannt ist.

Trotzdem János oder gerade weil Du so bist wie DU bist

meinen Glückwunsch

und viele Jahre noch für Dein künstlerisches Schaffen.

Hermann Sawitzky, Hamburg 2007