Das Leben erblickt auf einer blühenden Wiese, in Siebenbürgen, durch die Wirren des Krieges an den Strand des Reiches gespült, anonym auf dem Friedhof zu Öjendorf die Erde verlassen, dieses ist in Kurzform der Lebenslauf von Stephan von Sec.
Der 77 Jahre alte Maler und Bildhauer Stephan von Sec kann wahrlich von sich behaupten, nur für die Kunst gelebt zu haben,: sein Stil eigenwillig, kompromisslos, abstrakt-gegenständlich bis zur völligen Auflösung der Form; sein Material vielseitig, innovativ; seine Kreativität immer für eine Überraschung gut; seine Atelierfeste ein Mussbesuch für Kunstbeflissene oder wer sich dafür hielt, aber auch der Schock für Normalbürger, die kamen, sich daneben benahmen, sich dann das Maul zerrissen. Sein künstlerisches Schaffen begann nach dem Kriege in Berlin, im Dunstkreis von Schröder-Sonnenstern. Nach Hamburg kam er in den frühen 60er Jahren, wo er in der Langen Reihe lebte, zweite Heimat war jedoch die Teestube im Bauzentrum, Esplanade 6a, geduldet, gehätschelt und geliebt bald auch gefeiert als neuer Stern am künstlerischen Himmel- sogar Dr. Hanns Theodor Flemming nahm sich seiner an, damals noch nicht Professor – ja bis zum Stephan-von-Sec-Fest in der Galerie Flottbek 1968, da war der Ofen aus, denn das Leipziger-Einerlei-Publikum, gewürzt mit Nutten, Strichern, Zuhältern und den Halbseidenen von Funk und Fernsehen, die ungeniert in den vielen Räumen ihren sexuellen Bedürfnissen nachgingen, selbst von Sec total betrunken, lallend auf der Auslegeware liegend, konnten diesen Skandal nur mühsam vertuschen und ließen von Sec von da an wie eine heisse Kartoffel fallen, nur noch heimlich zu den Mittwoch-Abend-Gesprächen in die Heilwigstr., dem neuen Domizil von Stephan von Sec, wagten sie sich, denn auf die Extras von Wilhelm-Gymnasium wollte man nicht verzichten. So traf man sich regelmäßig bei schlechter Luft, Kerzenschein und Wein und genoss die Gruftatmosphäre, ganz nebenbei wurde die neueste Kunst – die Bilder vom Dom, vom Zirkus, die Ikonen, die Strickbilder, die Buchbilder, die Handschuhbilder, bis hin zu den Tränen, sowie seiner Kinder, den Skulpturen aus Ton – von Stephan von Sec bewundert und verkauft, ja bis er sich selbst überlebte und die Besucher wegblieben: nun ist er weggeblieben, in seiner Kunst lebt er jedoch weiter.
Hermann Sawitzky
Hamburg, den 11.7.1995