Der Finne (Eine Adoleszentenerzählung in 27 Bildern)

Erstes Kapitel

Die Bücher sind nicht dazu da, unselbstständige Menschen
noch unselbstständiger zu machen, und sie sind noch weniger dazu da, lebensunfähigen Menschen ein wohlfeiles Trug- und Ersatzleben zu liefern. (Hermann Hesse)

-1-
Ich bin auf dem Weg von der Arbeit nach Hause.
Wie mir dieser Fehler passieren konnte, weiß ich nicht, normalerweise lege ich ein Buch unlesbar mit der Titelseite nach unten ab.
„Oh, das ist aber schwere Kost. Der hat sich doch umgebracht“, sagt eine ältere Dame.
„Nein“, sage ich, „das hat er nicht.“
Wieso glauben die Leute so penetrant oft, Dichter hätten sich umgebracht?
„Warum lesen sie denn dieses Buch?“
„Ich weiß nicht einmal warum ich lebe und sie fragen mich so schwierige Sachen. Ich habe mich schon in der Schule für Deutsch interessiert und das hat mich geprägt.“
„Machen Sie weiter so. Ich muß jetzt aussteigen.“
Weiter vorne liest jemand eine Unterhaltungsliteratur.
Des vielen Bücherschreibens ist kein Ende.
Selber schreiben ist auch schön. Wenn zum Beispiel ein Junge Fußballspieler werden möchte, erklären Eltern oft: „Das schaffen nur ganz wenige.“ Das stimmt ja. Aber wenn das alle glauben, gibt es bald keine guten Fußballer mehr.
Nun steige ich ebenfalls aus der Untergrundbahn aus.
Ein Briefträger, an dem ich vorbeigehe, ist ungewöhnlich fix unterwegs, seine Uniform sitzt ausgezeichnet.  Die Frisur ist akkurat, sein Gesicht ist schlank, der Ausdruck entspannt und er ist anscheinend sportlich.
Dort hinten hebt ein Hund das Bein.
Ich gehe weiter. Zu Hause angekommen, schliesse ich die Wohnungstür auf. Ich wohne in einem Schuhkarton. Die Bohlen sind genauso grob wie Falte senkrecht zwischen meinen Augenbrauen.
Im Kühlschrank suche ich…leider vergebens etwas Gesundes, denn das Geld ist knapp und das übliche Obst schmeckt mir nicht mehr.
Um den Hunger kümmere ich mich später. Was kann ich unternehmen? Ein Fernseher habe ich nicht. Mein Arbeitskollege sagte zu mir: „Das ist schon extrem, dass du keinen Fernseher hast.“
Aber ich habe einen tragbaren Computer, auf dem ich Filme abspielen kann. Ich habe ja nur einige wenige, einer davon ist: „The sword in the stone.“
Den kenne ich ja schon; deshalb sehe ich aus dem Fenster: Die Bäume sind grün, der Himmel blau,die Wolken weiß. Bunt! Das Wunder der Farbe! Aber entscheidener als das was wir sehen, erscheint mir, was wir nicht sehen können.


-2-
Einige Tage später sitzen einige aus unserer Jugendorganisation einer Partei in einem Wirtshaus, in einem Stadtviertel mit vielen Villen. Ein Bürgergespräch findet heute statt. Unser Vorsitzender fragt mich, warum ich mich entschloß mitzuwirken. Damals lud ein Plakat ein,  wäre es von einer anderen Partei gewesen, wäre ich bei denen gelandet.
„Das ist auch eine mögliche Einstellung“, sagt er.
Er hat eine schlankes Gesicht.
Ein junger Politiker kommt herein. Er macht einen sehr resoluten und kompetenten Eindruck auf mich. Er sieht stämmig aus, obwohl er wahrscheinlich unsportlich ist. Nach der Begrüßungsphase greift ihn sofort ein gutbetuchter Herr an, wie er so etwas vertreten könne. Er erwidert, er sei von seinen Wählern mit einer bestimmten Erwartungshaltung gewählt und diese Erwartungen erfülle er nun.
Einige von uns klatschen.
Danach plätschert es nur noch langweilig nett dahin. Frühzeitig verlasse ich die Runde.
Zu Hause angekommen, wirft mir jemand vor, es sei eine Krankheit meinerseits, die Menschen in intelligente und dumme einzuteilen; andere Kriterien können die Werte, die Maßstäbe und die Zugehörigkeit sein.


-3-
Manchmal möchte ich sagen, was mir alles egal ist; aber das bedeute ja, den eigenen geistigen Freiraum zu behaupten, grübel ich.
Ich solle mich konfimieren lassen, sagte mein Vater damals zu mir. Es machen ja alle so. Irgendwelche Gründe gab ich vor, warum ich nicht wollte. Letztlich wollte ich nicht, weil ich mich ungut fühle und der Individualität beraubt, wenn ich es täte, nur weil andere es tun. Dann sollte ich alternativ die Jugendweihe ablegen, meinte mein Vater. Wenn ich beides nicht täte, bekäme ich auch nicht das vorgesehene Geld. Als ich trotzdem ablehnte, sprach der Pastor mich einige Tage später an.
„Warum wollen Sie sich nicht konfirmieren lassen?“
„Ich habe nicht viel Sympathie für die Kirche, obwohl aber für die Bibel.“
„Wie das ?“
Ohne mich auf seine Frage zu beziehen, antworte ich: „Die Leute, die ich über ihre Konfirmation befrage, erklären alle -wirklich alle- sie hätten nichts dabei gelernt oder auch nur behalten. Was soll das also? Warum läßt die Kirche zum Beispiel die 144.000 unter den Tisch fallen? In den Gottesdiensten, denen ich bisher beiwohnte, zitierte der Pastor einen Satz, riss diesen aus dem Zusammenhang und schmückte ihn neu aus. Die Bibel taugt offensichtlich nur als Zitatenschatz.“
„Was ist daran schlecht?“
„Nichts, aber ich lasse mich nicht konfirmieren. Sie glauben doch selbst nicht an die Auferstehung.“
„Ich habe dazu eine offizielle und ein private Meinung. Sie machen ohnehin was sie wollen, ich habe noch zu tun.“


-4-
Es ist wohl Viertel nach drei oder zwanzig vor sechs. Ich bin in der Abstrusstrasse 7. Vor mir stehen rechts drei Bäume und links befinden sich Parkplätze. Eigentlich stören die drei Bäume und die Parkplätze, weil sie vom Wesentlichen ablenken.
Endlich vor Ralfs Wohnungstür angekommen, klingle ich.
Als ich eintrete, sehe ich wie oft, das schmutzige Geschirr herumstehen.
Durch den Flur sehe ich seine Bücherwand. Darin steht als größter Bestandteil die Frankfurter Schule.
Er dreht ein Zigarette und sitzt auf einem Sofa mit goldenen Löwenkopf. Er hat eine große Nase, aber ich glaube nicht, dass man von dieser auf seinen Charakter schließen kann. Nach einer Elektriker-Ausbildung machte er seinen Volkswirt. Dann fuhr er lange Taxi.
Wir essen oft irgendwelche einfachen Spezialitäten. Diesmal habe ich Blaubeeren beim Wochenmarkt besorgt.
Wir unterhalten uns, wobei Wörter fallen wie: Bourgoisie, Establishment, Prekariat, Repressionen, Polizeistaat, Geheimdienst, Kapitalismus, Eliten,  Agitation, Werbung,  Entsublimierung, Kleinbürgertum, Produktionsprozeß,  lesende Arbeiterschaft und andere heute unbekannte Ausdrücke.
Ralf zeigt mir eine Anthologie neu erworbener Arbeiterlieder.
Und in Berlin habe er vor längerer Zeit, die Gräber junger Menschen betrachtet, die 1848 letztlich auch für uns ihr Leben ließen.
„Warum hast nie etwas geschrieben?“, frage ich ihn.
„Alles  was ich hätte sagen wollen, ist schon geschrieben.“
„Das ist aber eine sehr realistische Einschätzung.“
Als ich hinausgehe, sehe ich noch sein Tryptichon von Otto Dix; eine Darstellung der Zwanziger Jahre. Einige mögen nur schöne Kunst.


-5-
Auf dem Blatt steht bloß: „Arme Leute – das ist ja der Gipfel !“ Mein Cousin Max besucht mich, er zeigt mir diesen Schreibversuch.
„Im Moment verstehe ich nicht, was Du damit meinst. Aber du hast Dir sicher etwas dabei gedacht. Es hat wohl etwas mit Humor und Doppeldeutigkeit zu tun. Es scheint mir eine Wortspielerei zu sein. In jedem Fall bin ich stolz, daß Du so etwas gebaut hast. Und ich möchte Dich darin bestärken, dies weiter zu spinnen.“
„Spinnen ?“ fragt er.
„Es hat ja in gewisser Weise mit Spinnerei zu tun.
Wie auch immmer. Es kommt gar nicht darauf an, ob es anderen gefällt, zumindest nicht, dass es allen anderen gefällt. Gleichzeitig möchte ich dich auf das schlechte Urteil anderer vorbereiten. Es ist so, dass über neunzig Prozent der Leute da draussen den Wert von Kunst nicht beurteilen können. Sie lesen keine Kunst. Kunst hat logischerweise demzufolge überhaupt keinen Wert für sie. Kunst für sie ist, was eine Autorität als Kunst deklariert. Außerdem ist die Masse da draussen spießig; sie haben das Verlangen, Abweichendes zu maßregeln.
Vielleicht kannst du dein Stückchen verlängern. Du kannst dich fragen, was Kunst für Dich ausmacht. Hast Du eigentlich Vorbilder? Deine Sprachspielerei versuche ich in Ruhe zu verstehen. In jedem Falle freue ich mich, wenn Du mir wieder etwas zeigst. Eines noch: Irgendwie muss  jeder anfangen.“
Max sagt nun, er möge „Der Fischer“, „Heidenröslein“ und den „Zauberlehrling“, weil sie so schön liedhaft seien.
Nun füge ich hinzu, dass Goethe irgendwo meinte, dass der junge Wilde mit grellen Farben modele.

-6-
„Einerseits, andererseits?“, fragt mein Vater. „Halt hier keine Volksreden! Das bringt doch nichts. Du redest nur. Wie oft habe ich dir gesagt, schreibe doch mal an eine Zeitung. Aber du tust es nicht.“
Wir steigen aus dem Wagen, wir öffnen die Tür und treten ein. Zur Zerstreuung schalte ich den Fernseher ein. Meistens grinst mich ein Hase an, weshalb ich den Fernseher wieder abschalte. Welche Energie ich aufwenden muß, diesen Kram aus meinem Bewußtsein herauszufiltern. Die Hoheit über mein Aufmerksamkeits-Fenster möchte ich nicht aus der Hand geben.
Meinen Lieblings-Kugelschreiber und elften Finger zücke ich und versuche meinen Bewußtseinszustand in Worte zu fassen:
Wie der Hamster zum bösen Wolf wurde
Unser etwas putzige, besagter Hamster läuft in einem Laufrad. Ein am Laufrad befestigter Dynamo betreibt eine Heizung, die dafür sorgt, dass unsere Wölfe im Warmen sitzen.
Während die meisten Hamster voll damit beschäftigt sind zu laufen, sieht unser Hamster während des Laufens aus dem Laufrad hinaus- und sieht die ihn belauschenden Wölfe.
Die Wölfe sagen, der Hamster sei zu langsam, redet wirr und hat Schuld an dies und jenem. In der Zeitung steht auch: Hamster sind arglistig.
Andere sagen: Weil unser Hamster nicht arglistig ist, ist er auch kein Wolf; wenn er aber doch ein Wolf ist, ist er bestimmt ein böser Wolf.

Nach einem anschliessenden Telefonat  meine ich zu meinem Vater: „Es gibt ja Leute, die lesen keine Zeitung, auch sonst nichts und besitzen nicht mal ein Fremdwörterbuch. Aber ich kann ja nicht alle in die Wüste schicken.“
Ich ziehe die Eingangstür hinter mir zu, ich sehe gerade noch meinen Vater, er lächelt und ich höre: „Er hat wieder seine Ritterrüstung an.“


-7-
Sie kommt herangebraust, um mir diesen Satz an den Kopf zu werfen: „Du bist zurückgeblieben !“
„Wie meinst Du das ?“ Es kann ja sein, dass ich auch geistig zurückgeblieben sei.
„Du weißt genau, wie ich das meine“, spricht sie und verschwindet schnell.
Wieso sagt sie mir das auf den Kopf zu und nicht einem der anderen Jungen?
Kann Sie in meinem Gesichtsausdruck lesen?
Wieso sagen mir die anderen Weiber nicht etwas ähnliches?
Seitdem spätestens bin ich zum zweiten Male zurückgeblieben, denn Sie gefällt mir; einmaliges Gesicht, edel gekleidet wie eine erwachsene Frau, dazu kommt dieser maßregelnde Blick.


-8-
In der letzten Zeit lief ich wie auf Schienen, putzte Zähne, wusch mich, aß, arbeitete, nahm das Abendbrot zu mir, putzte noch einmal die Zähne, durchlief andere Automatismen, schlief, wartete, dass mein Gehirn mich im richtigen Augenblick aufwecke, damit ich nicht untergehe in Belanglosigkeiten.

Nach der Arbeit fahre ich in das Krankenhaus, um Max zu besuchen. Vor der Tür der Psychiatrie klingle ich, woraufhin nach einiger Zeit ein Pfleger erscheint, der mich mit seinen Blicken prüft und dann fragt, zu wem ich möchte.
„Zu Max“
„Wer sind sie denn“ fragt mich der Pfleger.
„Ich bin Max´ Cousin.“
Er öffnet die Tür und schliesst sie hinter uns wieder.
Als erstes sehe ich einen großen Flur und eine große Glas-Kabine, aus der heraus zwei Pfleger alle Vorbeikommenden abschätzen.
Max sehe ich rechts, mit einem Jungen sprechen, der Kay heißt, wie ich erfahre. Er zeigt uns eine Zeichnung. Ich frage Kay, ob er schon mal ausgestellt habe.
„Dreimal.“, sagt er.
Max fügt nun an: “Wenn du uns eine Zeichnung zeigst, zeige ich dir einen meiner Texte!“ und kritzelt auf einen Fetzen Papier:

Spaghetti
im Topf
auch im Kopf:
mit der Schere
abgeschnitten
damit nicht zu lang
damit nicht
zu trocken.

„Um Gotteswillen“, sage ich, „Abgehackte-Sätze-Lyrik.“
Die Pfleger sehen uns mit krausen Stirnen mißbilligend zu.
„Ich wollte ein Buch schreiben; die modernste Lyrik weit und breit, mit nur einem Wort pro Zeile“, erzählt nun Kay. „Ich hab´s aber nie richtig versucht. Vielleicht ist das gar nicht möglich.“
Ich frage Kay, warum er hier sei. „Was soll ich sagen? Ich bin paranoid. Im Ernst: bei mir piept es. Je nachdem hat es eine andere Bedeutung. Meine Psychose ist nicht normal. Einmal hörte ich eine Stimme zu mir sagen : „Du kannst gut selektieren.“ Nun grübeln wir drei.
Wir gehen in den Raucherraum, wo die Tische wie von zahlreichen braunen Würmern bedeckt sind, Bandspuren durch vergessene, abggebrannte Zigaretten.
In der Ecke erzählt einer: „Ich war ein guter Fußballer. Ein sehr guter sogar. Ich wog vielleicht 60 Kilogramm, jedenfalls nicht mehr als 70, jetzt wiege ich genau 120. Das bin nicht ich, ich will mein Leben zurück.
Als ich mich gerade verabschiedet habe etwa eine Stunde später, beobachte ich noch, wie Max bei einer Ärztin steht, die ihm mitteilt, während Max mit den Augen abwesend den Boden fixiert, seine Tabletten wirkten nicht mehr richtig, weshalb sie ihm nun ein anderes Medikament gebe.

Einige Tage später, seine Hände zittern stark, berichtet Max, er habe einen Filmriss gehabt und wisse nicht mehr, wie lange er überhaupt hier gewesen sei.
Er spricht über die Pfleger, wie sehr er sie schätze, er spricht von deren Gelassenheit, Offenheit, von freundlichen Gesprächen, angemessener Kritik, ihm fehlen fasr die Worte, jedenfalls ist er voll des Lobes.


-9-
An einem See mit einem Steg besuche ich einem Freund, einen Finnen. Ein Pfirsichbaum wächst  hier. Ich pflücke von einem weiteren Baum Glaskirschen, die nicht köstlicher schmecken können. Stille und Natur! Ein Adler kreist frei und erhaben über dem Gebiet und beobachtet uns. Zwei Zitronenfalter flattern herum; gleichzeitig schwirren Mücken in einem Schwarm lächerlich regelmäßig.
„Komm´“, ruft er mir zu, als er mich erblickt.
Unter einem mächtigen Baum nehmen wir an einem rustikalen Holztisch mit zwei ebensolchen Bänken platz.
„Für uns habe ich heute aufgesetzten Johannisbeerschnaps aufgetischt. Wie geht es dir ?“
Ich beende einen nippenden, probierenden Schluck.
„Beruflich bekomme ich kein Bein auf die Erde. Ich bekomme auch keine Chanche auf eine vernünftige Arbeit. Man solle ja zufrieden sein, in der heutigen Zeit, überhaupt eine Anstellung zu haben, sagen meist die, die ihren Hintern im Warmen haben. Ich bin vielleicht auch nicht der bequemste Mitarbeiter.“
Ruckartig steht er auf und verlautbart, dass ich ihm folgen soll. Wir gehen zum Steg und besteigen ein Ruderboot. Während ich mit Freude rudere, dirigiert er mich rechts entlang des Ufers, bis sich alsbald meine Pupillen weiten.
„Meine Sauna“, erläutert er.
Er öffnet ein Vorhängeschloss.
Die Sauna ist wohl fünf Quadratmeter groß und umfasst neben der Sauna einen Vorraum.
Er befeuert den Ofen.
Wir saunieren nacheinander mit Aufgüssen, nach denen die Hitzewellen uns erreichen, beklatschen wir uns mit einem Bündel Birkenblätterästen.
„Ich habe den Eindruck, dass es Leute gibt, die meinen sie verwalten die Maßstäbe und sanktionieren andere, wenn diese ihre Maßstäbe nicht teilen.
Er lacht die ganze Zeit, wobei ich mit seiner Art gut umgehen kann.
Ein Schalk ist er, denke ich.
Ins Wasser platsche ich und ich schwimme bestimmt anderthalb Stunden auf dem Rücken, unter mir die dunkle Tiefe betrachte ich  die voluminösen Wolken über mir. Genau dort streift plötzlich eine Sternschnuppe das Himmelszelt.
Was hat sie für Interessen? Vermutlich hat sie zwei Kinder.
Bei jeder Rothaarigen die mir über den Weg läuft, frage ich mich, ob sie es sein könnte, ob es altersmäßig hinkomme.
Liebeswahn eben!
„Die Sonne geht zu früh unter“, ruft er mich zurück.
Ich rudere, während wir kein Wort sprechen, bis wir das Boot wieder am Steg vertaut haben. Wir sitzen wieder unter dem mächtigen Baum, während ein lauer Wind weht, parlieren wir.
„Ich habe dir zugehört. Du bist krank am Bein! Außerdem bist du nett und eine Schalk, also ein netter Schalk.“
Er lacht.
„Das verstehen die Leute nicht. Dich versteht nur ein anderer netter Schalk.“
„Was sagt er?“
„Manchmal hat nun mal einer auch den bösen Blick.“
Er lacht sich fast tot.
Drei Monate später ist er an Krebs eingegangen.


-10-
Ich habe heute den Dienst übernommen, das Grab meines finnischen Freundes zu pflegen.
Nachdem Entfernen des Unkraut setzte ich die Stiefmütterchen.
Ich borge mir irgendwo eine Gießkanne und wässere die Beetfläche.
Dann stelle ich die Gießkanne zurück.
Wieder am Grab sinniere ich: was ist aus mir geworden?
Wenn ich hier liege, was denke wohl der Nächste? Aus dem ist nichts geworden.
Besser finde ich: Der hat denken können.
Der Sippe der Bratenfresser mit dem Familiengrab da hinten gehörte eine Reederei.
Was kann aus mir werden?

Vielleicht ein Wanderer. Einige haben diese Landschaft noch nie gesehen. Während andere einen großen Teil ihres Lebens aufbringen, sich in dieser Landschaft zu bewegen. Diese sind zum Teil von ihrer Schönheit begeistert. Sie überschreiten manchmal die Grenzen dieser Landschaft und betreten völliges Neuland, dass also noch nie jemand gesehen hat. Anschliessend berichten sie von Ihrer Reise und müssen natürlich beweisen, wo sie waren. So vergrössert sich diese Welt immer weiter.
Ich interessiere mich für Mathematik. Mathe ist eine Sprache. Aber Mathematiker sind auch weltfremd. Wie hat mich die Buchverkäuferin angesehen, als sie mir das bestellte Buch zur Geschichte der Mathematik übergab.
Ich habe schon Scholastik getrieben – wie albern! Heute stöbere ich vielleicht manchmal bei Kant. „Ich mache mir aus einem Philosophen gerade soviel, als er ein Beispiel geben kann“, lautet ein berühmter Aphorismus.
Auch Physik ist wunderbar! Dabei sind die Erkenntnisse in der Physik ziemlich mechanisch zustande gekommen, oft durch Zufall.
Schreiben müßte man; Schreiben ist Freiheit. In meinem Beisein sagte aber einmal ein Professor: „Nichts ist so überflüssig wie Literatur.“

Ich gehe, denn ich muß morgen zur Arbeit. Ich fühle mich wie ein Kaltblüter.


Zweites Kapitel

Aber der Horvath
(…) Das Land liegt ruhig, fest ist das Fernsehen
in der Hand der Ruhe und der Ordnung
überall wird über Bäume gesprochen, aber
der Horvath gestern war schön bös. (Martin Walser)

-11-
„Bei Ihnen bin ich mir nicht sicher, sagt er mit einem kritischen Blick.
Sind sie ausgeglichen?“
„Ja, ich bin ausgeglichen.“, antworte ich.
„Haben sie noch Träume?“
„Sehr viele sogar.“
„Was leisten sie für die Gesellschaft? Verfolgen sie ein soziales Engagement?“
„Aufopferungsvoll; man muß der Gesellschaft auch etwas geben. Eine Gegenleistung. Nicht nur nehmen, auch etwas geben, ist meine Devise.“
„Das macht sich gut. Aber sie sollen nicht das Sozialgefüge verändern, jedenfalls nicht in die verkehrte Richtung.“
„Mit dem Proletariat lasse ich mich nicht ein.“
„Ja, sehr schön.
Sie sind übergewichtig. Haben sie seelische Probleme?“
„Nein.“
„Sie wollen mir erzählen, dass sie freiwillig so dick wurden?
Sind sie sanftmütig?“
„Bitte?“
„Sind sie friedfertig? Verstehen sie mich nicht falsch. Sie haben eine Vorbildfunktion. Wir wollen keine unpassenden Leute im Mercedes. Wir können auch keine Querulanten gebrauchen.“
„Nein, da können sie alle meine Lehrer fragen. Haben sie gehört, dass Schulschwänzer jetzt schon von der Polizei aufgespürt werden?“
Er schüttelt irritiert den Kopf und fährt dann fort.:“Wir leben in einer Gesellschaft, die das Glück rationieren muß. Wie sind ihre Gehaltsvorstellungen? Haben sie ihre Kontonummer zur Hand? Jeden Monatsende kommt selbstverständlich der volle Betrag.“
Er schreibt ein wenig und sagt dann: “Bei uns kommen sie in Amt und Würden. Glückwunsch, sie gehören jetzt zur Seidenschalgesellschaft.“
Dann plötzlich höre ich Stimmen.
Meine Mutter sagt: „Du hast etwas vergessen.“
Mein Vater sagt: „Du lernst es nie.“
Meine Mutter noch einmal: „Du hast es gelesen: Die Ritter schufen sich mit selber ab, als sie sich selbst ironisierten.“
Mein anderer Vater sagt:“Diese Blicke!“
„Seht doch, wie sie mit mir umgehen. Soll ich stillhalten und mich schlagen lassen? Ist es zu unausgewogen? Bin ich ein Schandmaul?“
Eine weitere Mutter:“Du kannst etwas gefälliger sein.“
„Es kann ja nicht jeder mit Geld umgehen.“
“Danke!“, höre ich alle Elternteile sagen.
„Trotzdem hasse ich sie. Und ihre Bigotterie.“
Lehrerin:“Schon wieder. Also, das gibt nur vier Punkte.“
„Und ich finde es schade, daß sie nicht die Intelligenz bewerten, sondern den Fleiß, die Konformität und die Verkomplizierung. Deshalb kriegen Sie von mir auch nur vier Punkte.“
Lehrerin:“Du sagst nicht, wie es sonst geht.“
Plötzlich bin ich nackt.
„Ich wußte nicht wozu Dialektik taugt; nicht, was sie nützt.
Ihr habt es die ganze Zeit gesehen.“
Der Traum ist zu Ende. Dieser Traum war für meine Verhältnisse ungewöhnlich lang. Wir verleihen doch unseren Träumen eine besondere Bedeutung. Ich träume sehr gerne.

-12-
In unserem Betrieb ist heute die übliche, monatliche Betriebsversammlung. Wilhelm, unser Geschäftsführer, liefert eine zum Fünf-Satz erweiterte Drei-Satz-Rede ab. Es geht wieder um Reklamationen, manchmal auch um den Krankenstand. Nach dem abschließenden Appell -dem fünften Satz- ist die Versammlung beendet.

Als ich die Toilettenraum betrete, sehe ich ihn dort; er benutzt das Urinal und sagt zu mir: „Lars, es geht so schnell, ich mache hier auch nur die Scheißarbeit.“
Er heiratet eine jüngere Frau. Bett und Karriere!

Der Betrieb wird erst eingestellt, später doch weitergeführt.

Das Leben besteht aus Arbeit und Interessen; außerdem irgendwoher geschenkter Liebe; wenn ich weiter nachdenke, fallen mir auch Lesen, Kreativität und die Fähigkeit sich zu wundern ein; wobei wir lesen, um uns mit anderen zu wundern.
Vielleicht finde ich eine bessere Arbeit als diese.

-13-
Es ist schwül, ich habe nichts vor, wir haben eine sauerstoffarme Luft und die Kleidung klebt; mein Körper ruht auf dem Bett.
Eigentlich habe ich mit der Arbeitslosigkeit die Chance, mein Leben neu zu organisieren. Nun ist Zeit zum Lesen vorhanden.
Den weniger geknitterten Jutebeutel, mit der Reklame darauf, nehme ich und schlendere zum Supermarkt. Man muß ja was essen, auch für die Nerven. Ich nehme die kurzkettigen Kohlenhydrate mit Gelantine und Farbstoffen,außerdem die gesättigten Fettsäuren mit irgendwelchen extrahierten Milchbestandteilen und Nüssen darin, weniger Mengen- und Spurenelemente, keinen Enzymen und kaum Vitaminnen. Weder irdisch ist des Toren Trank noch Speise.
Den Beutel habe ich nicht gebraucht und falte diesen zusammen, damit dieser nicht neben mir eingefallen baumelt.
Da ich kein anderes Ziel habe, steuere ich wieder heim. Mir fällt ein, wie ich von einer etwa fünfzigjährigen Frau hörte, die wohl nie mehr eine Chance auf eine Anstellung hat. Sie kann aber eine ehrenamtliche Tätigkeit ausüben; dann sollten wir uns aber fragen, ob wir uns nicht beschämt vorkommen.
Möglicherweise knabbert sie auch an den Fingern, wie ich es angefangen habe.
Bei dieser Ziellosigkeit und der fehlenden Struktur fühle ich mich unnütz. Ich mag auch nicht mehr lesen. Damit ein Regung entsteht, könnte ich ja Kaffee in mich hinein schütten.
So herrscht große Stille, es weht kaum einen Hauch. Die Schokolade klebt im Hals, bevor ich sie esse. Das Einschlafen fällt mit schwer.
Die Wohnung ist schon gereinigt. Duschen muß ich noch. Zähne putzen. Eine Zeitung lesen, die nicht meine Belange anspricht. Manchmal sollte ich musizieren.

-14-
Menschen demonstrieren in Madrid, New York, Berlin, Frankfurt, Hamburg und einigen anderen Städten. Ich will diese Bewegung auch unterstützen. Ich erwarte großen Andrang, denn es gibt ja ziemlich viele Arbeitslose. Deren Interessen werden in der bürgerlichen Presse einfach unter den Tisch gekehrt, sie haben ja keine Lobby.
Es kommen Redner, aber kein brillanter darunter, es ist keine Leitfigur dabei. Wie ich finde, stehe ich günstig, ich habe einen guten Überblick. Unter den Besuchern mache ich eine Gruppe Dreier aus, die gar nicht zuhören, nur durch ihr dasein hier Unterstützung leisten. An ihren Masken sind sie zu erkennen als Aktivisten.
Um die Menge der Demonstranten manövriere ich mich und bin enttäuscht angesichts der geringen Anzahl.
Welche Parteien wählt ihr eigentlich?
Zurück an meinem Platz angekommen, verbleibe ich, bis mir schließlich die Füße vom Stehen schmerzen und ich mich daher entschließe, mir die Beine zu vertreten.
Durch die City spazierend, nehme ich die Masse Menschen wahr, die wie in einer anderen Welt ihre Einkaufstüten schaukeln.
Das Resümee in den Fernsehnachrichten ergibt, daß in meiner Stadt die Beteiligung gering war. Die Bilder der Demos zeigt das Fernsehen nur spärlich.

-15-
Ich erwäge,  ich sei ein Spießer, weil ich offen ausspreche, was ich für schön, was ich für hässlich halte.
Es gibt zum Beispiel Hunde, die klüger sind als Hunde mit einem Sprachzentrum, das nur brabbelt.
Füchse werden oft als Vielr,edner bestellt. Der Affe hofft, das ihn die Außerirdischen abholen.
Bei unserer Betriebsratssitzung ist auch jemand von einer Gewerkschaft. Er spricht noch gerade mit jemandem, so daß ich mitanhöre, wie er sagt: „Ich glaube nicht, dass ein Intellektueller Arbeiternehmer wird.“
Aha.
„Die Gewerkschaften fordern, dass Betriebe einen Mindestprozentzahl junger Leute ausbilden; ihr bildet aber selber nicht genügend aus“, sage ich ihm.
„Das ist leider wahr.“
„Ihr tut so gemeinschaftlich, setzt euch aber nur für Arbeitnehmer ein, nicht für Arbeitslose.“
„Wir haben früher Demos angesetzt, wo nur drei Leute kamen.“
Heutzutage sehe ich keine großen Leistungen mehr. Dankeschön, daß Sie bei uns erschienen sind, normalerweise engagieren sich die Gewerkschaften doch vorwiegend in den großen Betrieben.“
„Dort bekommen wir unsere Mitgliedsbeiträge, irgend wovon müssen wir ja leben“
„Wo ich Sie gerade zu fassen habe: Warum sagen die Gewerkschaften eigentlich nichts zu der Abgeltungssteuer?“
Er sieht mir bestimmt lange zehn Sekunden in die Augen, dann sieht er weg.
Habe ich nicht den Nachbarn, der sich in seiner Gewerkschaft engagiert, obwohl er schon in Pension ist?
Die Gewerkschaft bietet Rechtschutz.
Und was ist mit der Kontrollfunktion der Gewerkschaftsführer in den Aufsichtsräten?

-16-
Es herrscht Wirtschaftskrieg.
Weil wir nahezu keine Rohstoffe besitzen, sind wir genötigt, ständig einen Technologie-Vorsprung aufrecht zu erhalten. Aber darin konkurrieren wir mit zunehmend mehr Staaten.
Damit andere Staaten uns ihre Rohstoffe verkaufen, versorgen wir deren Machteliten mit Luxuskarossen, außerdem befinden sie sich in Abhängigkeit von unseren Pharmazeutika. Genehm ist uns auch, wenn sie sich gegenseitig bekriegen und in der Folge alles bereit sind, zu verscherbeln, um an unsere Waffen zu gelangen. Darüber sprechen wir nicht so gerne öffentlich. Auch in den Wohlstandstaaten können kaum alle Autos besitzen.
Die Eliten haben alles im Griff,  bestimmen, was durch unsere Köpfe geht und was nicht.
Opposition wird blockiert, die Medien gesteuert , außerdem ist es zur Verfestigung des Status quo und zur Kontrolle der Massen notwendig, selbstständiges Denken auszuschalten. Dies geschieht durch Ablenkung von relevanten Themen. Die Erhaltung der Leistungsbereitschaft der Massen für den industriellen Produktionsprozeß gelingt mittels Erzeugung von Bedürfnissen, künstlichen Bedürfnissen . So finden wir einen riesigen Ameisenhaufen von Funktionierenden vor, in welchem die große Masse nach oben krabbelt.
Wer von den eingetrichterten Maßstäben und Normen abweicht, wird für unverständig erklärt und benachteiligt. Der Außenseiter hat irgendwie durch Glück eine unabhängige Position oder ist ein splieniger Nischenbewohner.
Ich bin für Lohndifferenzierung, warm duschen möchte ich auch, aber in der Zeitung steht, ich werde unter Altersarmut leiden.

-17-
Wir, zwei Arbeitskollegen und ich, haben uns hier in einer Kneipe mit überdachter Sitzgelegenheit verabredet. Wie gewohnt fängt der bullige Vorarbeiter mit dem Bier an. Der andere Arbeitskollege fängt wie gewohnt an, seine Fragen zu stellen. Er ist ein Hobby-Psychologe. Der Vorarbeiter kneift die Augen zusammen. Ich gehe zur Bedienung und frage, ob sie einen trockenen Wein hat. Sie verschwindet. Als sie wiederkommt fragt sie: „Einen Weisswein oder einen Rotwein?“
„Hauptsache trocken.“
„Das war ein Scherz. Solche Extrawünsche sind hier nicht normal. Das ist eine Ausnahme.“, spricht sie und reicht mit einen Plastikbecher mit meinem Wein.
Zurück bei den anderen angekommen, fragt mich der Fragensteller, warum ich Elektriker geworden sei.
„Ich wollte eigentlich Physik studieren. Mein Notenschnitt reichte aber nicht. Elektrizität ist ja ein Teilgebiet der Physik.“
„Wieso Physik?“
„Vielleicht, weil es die Welt beschreibt. Wußtes Du, daß schnell bewegte Uhren langsamer ticken als stehende?“
„Was bringt das?“ ,entrüstet er sich. „Das sind Themen der Oberschicht, wir hier unten müssen zusehen, daß wir über die Runden kommen.“
Haben die andere Themen? Er hat irgendwie aber recht, denke ich.
Ich erwidere: „Ich kümmere mich nicht großartig um die Schlauheiten. Das mag ja ein Fehler sein und ich fühle mich auch wie auf dem falschen Planeten. Ich bin froh, daß ich in unserem Betrieb eine Nische gefunden habe, in der ich zeitreduziert arbeiten kann und man mich in Ruhe läßt.“
Der Vorarbeiter, schon beim dritten Bier, sieht mich an, als sei ich vom Mond.
Als ich später die Zeitung aufschlage, denke ich: ich muß diesen Kram lesen und Heidegger tritt aus seiner Hütte, um die Wolkengebilde zu schauen, manchmal einen Schnaps kippend.

-18-
In einem Viertel mit Stadthäusern klopfe ich an die schwere Tür. Die Mutter meines Freundes, die als Journalistin früher arbeitete, öffnet. Wir durchqueren einen riesigen Eingangsbereich, mit einem Kamin, auf dem Kerzenständer im barocken Stil stehen. Sonst ist eher alles sachlich schlicht. Die Wände sind kahl, manchmal mit Bildern geschmückt, die vorwiegend impressionistisch sind.
Die kreativen Maler, als sie von den schlauen Malern bedrängt wurden, sagten, um sich von ihren Verfolgern zu befreien: Ne, wir ändern jetzt den Stil, wir malen jetzt modern.
In der Küche setzen wir uns. Sie trinkt Kaffee. Aus einer schwarzen, glänzenden Zigarettenschachtel zieht sie eine Zigarette heraus, die etwas länger ist als üblich. Da ich sie gut kenne, wage ich es zu sagen: „Du siehst edel aus mit deinen Haaren so.“
„Danke Lars, das ist gut für mein Ego.“
Dort stehen perfekt gereifte Aprikosen.
Um ein Thema aufzugreifen, mokiere ich mich über das Fernsehen.
„Es ist nicht alles schlecht im Fernsehen.“
„Es gibt Leute, die sagen es sei ein Fehler gewesen, das Privatfernsehen zuzulassen; aber man könne es nicht mehr rückgängig machen, weil zu viele Arbeitsplätze daran hingen.“
Um auf ihre Aussage einzugehen, ergänze ich: „Vor kurzem sah ich im Fernsehen, wie Weizsäcker das Höhlengleichnis vorstellte.“
„Ich habe auch Philosophie studiert“, sagt sie. Das Höhlengleichniss ist einfach erzählt, es ist aber sehr umfangreich, wenn man es erklären will.“
„Ich wußte gar nicht, dass Du auch Philosophie studiert hast. Mit Magister?“
„Ja.“
„Der Weizsäcker ist so bedeutsam, trotzdem ist er vielen Menschen unbekannt.“
„Lars, ich war auf einem seiner Empfänge. Aber nur, weil mein Mann ein hoher Professor war.“
Als ich noch von einem weiteren Abschluß zum Physikdiplom erfahre, fällt mir auch dazu etwas ein: „Es gibt Physiker, die in ihrer schriftlichen Arbeit nur Text schreiben, bis am Ende eine Formel erscheint. Das ist genial.“
Maria freut sich über das ganze Gesicht.
Von jemand anderem erfahre ich, dass sie unglaublich zahlreiche Bücher gehortet und gelesen hat.
Germanistik hat sie auch studiert, höre ich, frage aber dahingehend nicht weiter, sondern frage: „Hast Du nie versucht zu schreiben?
„Nur für die berühmte Schublade.“
„Wieso hast hast es nicht versucht anzubieten?“
„Ich habe mich nicht getraut.“
Als ich hinausgehe, sagt sie: „Ein Mann mit deinen Fähigkeiten, du musst was tun.“
Auf das nächste Gespräch freue ich mich.

Drittes Kapitel

„Das stupide System der Erziehung, das wie auf jeden von den Beauftragten der jeweiligen Obrigkeit auch auf mich angewendet wurde, konnte mir nicht mehr so viel anhaben. So bin ich eigentlich nie von den offiziellen Erziehern erzogen worden, sondern habe mich immer von der Literatur verändern lassen.“ (Peter Handke)

-19-
„Du weißt, daß ich nicht ganz normal bin.“
„Ja, ich weiß, Schatz. Wohl dem der noch Symptome hat“, sagt Iris, die mit mir die Schulbank drückte und nun als Psychotherapeutin arbeitet.
„Danke für deine Einladung. Ich gehöre jetzt zu den Menschen, die sich nicht mehr selbst helfen können. Vielleicht machst Du eine Verhaltenstherapie mit mir. Ich weiß nicht mehr…ich weiß nicht…ich weiß nicht, was ich hier mache, was ich noch anstreben soll, ich weiß auch nicht, warum ich zur Schule gegangen bin.
„Was ist aus Dir geworden? Mehr Biß!“
Sie rollt ihr Lippen nach innen.
„Ich sag´ Dir was: In diesem System leben die meisten in Ihrer kleinen, schönen Wahrheit, verstehen wenig, reden aber kräftig mit. Jeder erfüllt exakt das, was vom ihm täglich erwartet wird. Wenn Du sie mit etwas anderem anspricht, zucken sie mit den Schultern. Die Scheuklappen sind Gratis.  Nach meiner Erfahrung funktionieren die musisch Interessierten nicht richtig. Verstehst Du mich?“
„Ich geb´mir Mühe.“
„Kürzlich las ich ein Taschenbuch, demnach produziere das jetzige System Menschen, die teilweise hoch gebildet, zornig und unzufrieden mit der Gesamtsituation sind, mehr oder weniger arbeitslos seien und über eine Veränderung nachdenken.“
An der Wand sehe ich von Kandinsky „Das bunte Leben“.
Nun sagt sie: “Du mußt aus dieser Opferrolle ´raus. Mach kaputt, was dich kaputt macht.“
„Normalerweise laboriert deine Berufsklasse doch ausschliesslich an der Psyche eines Menschen, nicht an der Gesellschaft. Schön dich zu kennen!“
Sie spricht: „Tu mir einen Gefallen und drück´ Dich aus.“

-20-
Als ich die Wohnungstür öffne, um hinaus zu treten, steht gerade Laura vor mir.
„Ich habe keine Schokolade mehr“, sage ich.
„Schade“, entgegnet sie.
Sie ist groß wie fünf Ananass.
Sie singt nun: „Es geht ein Bibabutzemann in unserem Haus herum, Fidelbumm!“ und schlägt dann ein Rad nach rechts.
„Hör´nie auf Rad zu schlagen“, rufe ich ihr hinterher.
Das Telefon läutet. Also, schliesse ich die Eingangstür wieder und strebe nach dem Telefon. Meine zehn Jahre ältere Cousine spricht irgendetwas. Sie ist sehr nett, sie ist oft sehr um meine Förderung bemüht. Irgendwie ist sie auf einmal mit beim Thema Aufklärung. Sie sagt : „Früher gab es die Aufklärung. Zu dieser Aufklärung gehört das Buch eines Philosophen mit Namen Kant; der schrieb „Die Kritik der reinen Vernunft.“
„Das habe ich schon oft gehört, das „Die Kritik der reinen Vernunft“ zur Aufklärung gehört. Ich bin anderer Meinung. Kant -oder jemand anderes- hätte es auch in einer anderen Zeit schreiben können. Wichtig ist aber seine Definition der Aufklärung. Wann war denn die Aufklärung zu Ende?“
„Wann denn?“
„Mit der französischen Revolution. Die zweite Antwort lautet: Sie dauert heute noch an.“
Weißt du, was in der „Kritik der reinen Vernunft“ steht?
„Du doch auch nicht!“
„Aber, weiß ich das es in hohem Maße um Ästhetik geht. Und mit Ästhetik meint er nicht Schönheit, sondern die Wahrnehmung. Und mit Kritik ist nicht Bemängeln gemeint, sondern Prüfen. Er prüft die reine Vernunft. Er unterscheidet analytische und synthetische Urteile. Und er spricht selbst von einer „kopernikanische Wende“ der Philosophie. Er hat den Streit zwischen dem Empirismus und dem kontinentalen Rationalismus gelöst. Es geht um die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis. Das muss man nicht zwangsläufig wissen, ist aber interessant. Wenn du aber nicht verstanden hast, was Aufklärung heißt, war die Klausur nicht  effektiv.
„Man lernt in der Schule für eine Klassenarbeit, dann kann man den Stoff vergessen.“
„Das ist Philosophie-Geschichte.“, sage ich.
„Mit Philosophie kannst du Taxi-Fahrer werden. Wir brauchen keine Generalisten, wir brauchen Spezialisten.
Sie knallt den Hörer auf.

-21-
Warum soll ich dieses fette Buch aufschlagen? Soll ich darin lesen, um mir die Zeit zu vertreiben? Ich bin gleichgültig. Was ist das für ein Wort? Jetzt krame ich wieder in den Wörtern. Bin ich genauso gültig wie alle anderen, nicht besser oder schlechter? Egal was ich anstrebe, ist es rückblickend umsonst. Bloß nicht aufregen! Selbst das ist mir im Moment egal. Was mache ich hier eigentlich? Wahrscheinlich warte ich darauf, dass ich nicht mehr gleichgültig bin. Und dabei wundere ich mich über die Wörter.
Später gibt es zusätzlich zum Abendbrot eine dünne Abendsuppe. Die Welt ist jetzt ein großer Luftballon, doch ich rauche wie ein Irrer.
Staunen, warten auf neues Staunen, Langeweile und Gleichgültigkeit wechseln sich ab. Gedanken ohne jede Struktur und Richtung, Gedanken die sich nur im Kreise drehen. Jetzt vielleicht eine angenehme Gesellschaft für einen anregenden Austausch, eine Konversation…
Ich lege mich ins Bett.
Als ich im Bett liegend vor mir hindämmere und ich einige Male „Küssen!“ höre, knie ich, während Sie unter mir liegt, und berühre Sie an der Augenbraue, woraufhin Sie mich von sich fortdrückt und kichernd zur Seite entweicht.

-22-
Ein Mann spricht mich an und er haut mir lauter paranoide Geschichten um die Ohren. Irgendwann sagt er: „Du solltest Dich einmal ausdrücken. Dabei kommt es gar nicht darauf an, ob es anderen gefällt.“
„Wie kommen sie darauf?“
„Hast Du eine Kreativität?“
„Ich versuche manchmal zu schreiben.“
„Das ist ja subversiv“, feixt er und fragt:.“Gewalt, schöne Sätze, Gedanken?“
„Ich halte nicht so viel von Schwulst.“
„Das kannst du halten, wie du willst.“
„Mag sein.“
Ich schweige, weil ich anfange zu grübeln.
Nun sage ich: „Heinrich Mann und Thomas Mann hatten unterschiedliche Kunstauffassungen.;so sagte nun in diesem Disput Heinrich Mann, sein Bruder und Goethe haben keine Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse erreicht. Als ich zur Lehrerin sagte, er sei nicht sozialkritisch gewesen, war das für sie schon Blasphemie. Dabei meinte die nächste Lehrerin, der habe für die Fürsten geschrieben.
Er ist der Meister; und das nicht nur wegen der Kunstfertigkeit, die kommt noch hinzu. Nicht akzeptabel ist es jedoch, wenn die handwerklich hochgezüchtete Kunst verwendet wird, um einzuschüchtern.“
Mein gegenüber fügt hinzu: „Operetten-Literatur!“
„Schöner Ausdruck.“
„Kommt von Walser. Was Kunst ist, bestimmen die Poesie-Funktionäre. Dürrenmatt sagte es so: In Gefängnissen gibt es nur positive Literatur zu lesen.
Ich staune und wiederhole seinen Satz, um ihn nicht zu vergessen.
„Du bist anscheinend selbstbewußt. Hast Du keine Zweifel an deinen Qualitäten?“
„Sehr viele. Zuerst kam es mir vor wie Krankheit, dann wie Selbstbelustigung und unzulässige Bereicherung. Folglich suchte ich nach Verantwortung durch Schreiben.“
„Pass auf! Themenwechsel! Wenn Du Lust hast, treffen wir uns, um durch ein Fernrohr zu sehen. Allerdings schon morgens um drei, wegen der besseren Sicht.
Auf einen Zettel schreibt er mir seinen Namen mit seiner Telefonnummer.“
Den Zettel kann ich leider nicht mehr auffinden. Aber seine skurrilen Geschichten spuken noch immer in meinem Kopf herum.

-23-
Ich sammle Müll mit einer Zange, die praktisch ist, der Eimer in der anderen Hand aber ist albern.
Tu einfach deine Arbeit!
Gestern half mir ein straffälliggewordener Jugendlicher, der seine Sozialstunden leisten mußte,  heute streife ich allein zwischen den Gebäuden umher.
Die meisten, die hier arbeiten, gucken wie anderswo auch, was ich für Schuhe trage.
Meine Hose ist speckig. Die Füße sind feucht.
Nun beseitige ich das Laub.
Grundsätzlich freue ich mich über körperliche Arbeit, wenn ich einen Ausgleich habe. Hier fange ich an zu spinnen, manchmal steige irgendwelche Ohrwürmer auf und nerven.
Denken ist bei meinen Aufgaben nicht vorgesehen. Es ist sogar untersagt. Ein Betriebsarbeiter hat gemäß der Rollenerwartung nichts zu sagen. Es ist auch nicht erwünscht, wenn der Betriebsarbeiter etwas weiß.
Die Angestellten sind größten Teils freundlich zu mir.
Allerdings, ob die nun mit mir sprechen, oder mit dem Nachtportier. Es sind immer einige darunter, die mich nicht anblicken. Vielleicht, weil sie unfreundlich sind, oder, weil der soziale Status gewahrt bleiben soll.
An Schulen wird inzwischen Kindern das Bewußtsein für Naturschutz und Umweltschutz geweckt. Schön! Aber kaum etwas ist so zementiert wie die soziale Schranken! Meckern darfst du nicht.
Jetzt werfe ich schon mit Büroklammern!

-24-
Meinen Lehrer, den ich lange suchte, schrieb ich einen Brief, in dem ich, um den Kontakt herzustellen und ihn zu treffen, Erinnerungen an seinen Unterricht erwähne.
Er hat mich zu sich eingeladen. Er bewohnt eine einstöckige Villa mit Flachdach und klassizistischen Fenstern. Als ich durch die Pforte schreite, sehe ich ihn auf einem fahrbaren Rasenmäher rauchend. Der Rasen ist sichtlich fertig gemäht.
Ich eile ihm mit gestreckter Hand entgegen und sage: „Ihr Schüler ist da.“
„Kommen sie“, antwortet er
Wir durchqueren die Terrassentür und gelangen ins Wohnzimmer.
„Ich habe nicht viel Zeit“, sagt er.
Zwei Tische mit Stühlen daran stehen in der Mitte des Raumes, zwei weitere flache Tische, befinden sich an den Seiten. Darauf stehen metallische Schatullen. Die Wände sind voller Bilder.
Die Treppen gehen wir hinauf und hinein in eine Bibliothek.
„Mein´Himmel.“ sagt er.
Das ist aber merkwürdig, denke ich.
Ich setze mich in einen Sessel, während er Wein in eine Art Cherryglas schenkt, es mir reicht und fragt: „Wollen Sie einen Schluck?“
Nun schenkt er sich ein.
„Ich habe ihren Brief gelesen mir ein Bild von Ihnen gemacht und möchte ihnen einiges mit auf den Weg geben.
Das Leben ist wie ein Intelligenztest. Die Ergebnisse kann ich ihnen nicht sagen, selbst, wenn ich es könnte, sie müssen sie sich erarbeiten, größtenteils anlesen. Das Entscheidene ist: es gibt mehrere Wahrheiten; ihre Wahrheit kann durchaus wahr sein und trotzdem nicht für alle gültig. Es entbehrt nicht einer gewissen Ästhetik. Sie kommen aus einem anderen Umfeld.
Schreiben, das ist Ihre Aufgabe.
Ich möchte Ihnen ein Buch empfehlen: das neue Testament. Je nachdem, wer man ist, liest man sie anders.
Ich habe übrigens auch geschrieben. Selbstverständlich unter Pseudonym; ich bin ja nicht besoffen.
Eine Voraussage: Du wirst so dumm sein, dass dich die Vögel beissen und die Obrigkeit wird dich veräppeln; erst dann gibst du deine Verzärtelung auf und du erhebst dein Haupt.
„Ich habe heute keine Zeit mehr, aber sie können jederzeit wiederkommen.“
Er geht mit mir hinunter und wir verabschieden uns.

-25-
Im Briefkasten finde ich einen Brief von Max:

Rasterfahndung
Wahrheit als Ideal der Pupertät
abgeurteilt, teils zu recht
wegen Eigensinn
Arbeitergeruch
Geradlinigkeit
von Tugendwächtern
mit Gewaltmonopol;
Dankbarkeit für den Schulbesuch
Zufriedenheit mit dem Stoff
Probleme mit der Lehrerschaft.

Oh, oh, oh, er wird es doch wohl irgendwann verarbeitet haben? Die meisten würden jetzt sagen, das sei Quatsch; das sei pupertär, frech, unausgewogen, unreif, uneinsichtig, widerspenstig und maßlos; aber  es ist selbstständig

Die Eltern sind ungelernte Fabrikarbeiter, er lebt im falschen Stadtteil, er besucht die falsche Schule, deshalb hat er die falschen Freunde.

Meine Zensuren damals fielen nicht so gut aus. So fragte ich also den Deutschlehrer, wieso meine Noten so schlecht ausfallen. „Liegt es am Inhaltlichen oder am Stil?“ “Beides.“ sagte der Lehrer. Also fragte ich, ob wir im Unterricht nicht Stilkunde behandeln können.“ Er blickte auf die im Klassenraum entfernteste Wand, zog Schlitzaugen und antwortete: „Das geht nicht.“
Inzwischen habe ich mich selbst mit Schreib-Stilistik beschäftigt und dazu Bücher gewälzt.

Ich habe nun Max unter anderem beigebracht eine kreative Einleitung zu suchen, Vollverben zu benutzen, Richtlinien für die Wortstellung, Satzbezüge herzustellen, Konjunktionen präzise zu verwenden, eine klare Struktur und Unangreifbarkeit vor die Gedankenfülle zu stellen. Seitdem schreibt er in den Fächern, in denen die Textarbeit wichtig ist, bessere Zensuren. Statt zu lernen, brauche er nur noch zu lauschen, sagte er. Beigebracht habe ich ihm zusätzlich die Erfordernis und Technik von Rede und Gegenrede.

In anderen Gesellschaftsschichten ist die Selbstrekrutierung sehr hoch, die saugen scheinbar die Intelligenz mit der Muttermilch auf.

-26-
Wir sind im Blauen Salon. Hier sind die althergebrachten Möbel mit blauem Stoff bezogen.

„Wie geht es Max? Was macht die Schule?“
„Er ist vermutlich renitent. Obwohl er kürzlich einen Lehrer fragte, ob er einen zusätzlichen Leistungskurs Philosophie besuchen dürfe. Das gehe in Ausnahmefällen, es ist aber kein Leistungskurs Philosophie zustande gekommen.
Mein Freund fragt nun: „Wie kann man ihn auf den richtigen Weg bringen?“
„Ich weiss nicht. Vielleicht sollte er einen Aufsatz schreiben über die Auswirkungen des Sarkasmus auf die -auch eigene- seelische Gesundheit.“
Er schenkt er uns einen Scotch ein und zieht eine krause Stirn.
„Was machen die Frauen?“
„Kürzlich rief ich meine Favoritmeine Favoin an. Sie fragte mich, was Liebe sei. Ich hätte zurückfragen sollen, was Wahrheit sei oder was Ästhetik. Jedenfalls ist es zu spät. So ist das manchmal im Leben.
„Sie hat dir vielleicht den Ball zugespielt, als sie dich fragte, was Liebe sei.“
„Vielleicht.“
„Hänschenklein!“
„So ist das manchmal im Leben.“
„Alles was Du machst, machst Du anders; gleichzeitig bist du wenig für die üblichen Ziele zu begeistern. Was hat Gott sich dabei gedacht, als er dich schuf?“
„Hast Du es nicht eine bisschen kleiner?“
„Du sortierst zu stark. Du bist der Systemfehler. Du bist genauso renitent wie Max. Du bist maßlos.“
„Nun darf ich was sagen: Du bist immer in einer Struktur aufgewachsen, die ich täglich vergebens anstrebe.“
Er runzelt wieder die Stirn. Wir trinken noch einen Scotch. Wenig später verabschieden wir uns.
Das habe ich gebraucht.

-27-
Die Wipfel der Bäume schwingen nur leicht, die Blätter flattern, reflektieren dabei mannigfaltig das Licht; aber es sind nur Vereinzelungen, fast eine Täuschung.

Gleichzeitig brausen Autos vorbei, für die rechts und links in der Nähe je eine Tankstelle bereitstehen. Prima bedienen Busse im Zehn-Minuten-Rhythmus mich und andere Fahrgäste. Während der Fahrt tippen wir auf Handys, blättern in Tabloids, tragen T-Shirts, denen nach wir Baskettballspieler, Sky-Fighter-Piloten oder Mitglieder exklusiver Segelclubs sind.

Es gibt die Leute, die besser funktionieren als ich, mit gesundem Teint, zu denen ich augenscheinlich nicht gehöre.

Es sei alles eine Frage der Balance von Freiheit und Ordnung, die Zerstückelung der Macht schreite voran, uns Menschen fehle dadurch die Orientierung, die Werte zerfielen und die Welt gleiche einem großen Supermarkt, wo es auch keine Ketten mehr zu sprengen gebe.

Vielleicht sollte ich lieber meinen blaßen Mund halten.

Wie in diesem Zukunftsroman komme ich mir vor, dessen Titel mir nicht einfallen will.

„Wann kommt denn die Bahn?“,frage ich eine Dame.
„Vier Minuten“, antwortet sie.
„Just do it !“, lautet ein Reklameslogan,den ich dahinten lese.

Die Bahntür öffnet sich und ich sehe ein dünnes Buch, zerfleddert, mit einem Fußabdruck darauf,ich steige ein und setzte mich.

Dem Nächsten.