Wie das Leben manchmal spielt

Es geht irgendwie um eine Krankenkasse; das hört sich vorerst nicht welthaltig an, es soll ja auch nur ein Beispiel sein.

Bei der Krankenkasse arbeiten in gehobenen Positionen Leute, die eine Frau Püntel, Personalchefin und eine Dame mit gewähltem Humor, aussucht. Das sind Leute, die eben den richtigen Stallgeruch aufweisen: Willi 1, Willi 2, Willi 3, Willi 4 usw.. Jeder dieser Willis ist höchst berechenbar in seinem Verhalten, denn Willi ist ehrgeizig und Willi will beruflich aufsteigen und um sich für eine Beförderung dem Chef zu empfehlen, versucht Willi mehr Geld einzunehmen als die anderen Willis.

Dann sucht ein, lange Zeit in Schweden lebender, 76 Jahre alter Herr, mit altersbedingten Rückenschmerzen und zwei Wunden am Fuß, der daher kaum gehen kann, seine Krankenkasse mit der Absicht auf, Geld für Taxifahrten zum Krankenhaus oder zum Ärtztehaus zu bekommen. Er hat auch eine geringe Rente. Als der Herr die quietschende Tür zum Kundencenter der Krankenkasse öffnet und eintritt, begrüßt ihn einer der Kundenbetreuer freundlich. Der hoch motivierte Kundenbetreuer ist aufgrund seiner Flexibilität gerne bereit die Richtlinie von seinem vorgesetzten Willi umzusetzen: er verweigert dem älteren Herrn die „Personenbeförderungsunterstützung“, auf die der ältere Herr einen gesetzlichen Anspruch hat. Man kann es ja mal versuchen und der ältere Herr klagt wohl wegen des Aufwandes kaum vor Gericht.

Durch einen Zufall telefoniere ich manchmal mit der Personalchefin Frau Püntel höchstpersönlich. Sie sagt am Telefon oft zu mir: „Du änderst doch das System nicht, verstehst du?“ Und morgen, zu seinem siebenundsiebzigsten Geburtstag, schenke ich meinem Vater ein kariertes Freizeithemd.