Luft

„Ich bekomme keine Luft“, klagt er. Mit seiner Atemnot ist er gänzlich alleine; wenn er davon erzählt, schüttelt man mit dem Kopf oder sieht ihn böse an.
„Ich bekomme keine Luft mehr!“ sagte er wieder und der Arzt entgegnete: „Beruhigen sie sich!“ Dann räumte der Arzt ein, ja, es sei möglich, dass die Luft in seiner Umwelt schlecht sei und verabreichte ihm ein Mittel gegen Asthma.
Da die Luftknappheit blieb, las er Ratgeber, auch sehr schöne Bücher, nach denen es ihm jedoch nie besser ging.
Wegen des Erfahrungsaustausches suchte er Menschen, denen es ähnlich wie ihm erging; fand aber niemanden.
Man solle sich die Leute als Vorbild nehmen, die keine Atemprobleme zu verspüren schienen. Die aber sprachen nicht offen mit ihm, machten sich generell über Asthmatiker lustig und mochten sich nicht mit kränklichen Leuten befassen. Sie fragten, ob seine Lunge richtig funktioniere, er antwortete: „Danke, meine Lunge funktioniert prima !“ Einen Tip gaben sie ihm doch, nämlich sollte er ihre Übungen nachmachen, die er aber für unwirksam erachtet, die nur helfen, wenn man an diese Lebenslügen glaubt; er suchte daher seinen eigenen Weg.
Seine Atemnot muss psychosomatisch gewesen sein, denn mit einem Male bekam er wieder Luft, seitdem kann er zumindest freier atmen, seit er einige Seiten eines Buches Erich Fromms las – Erich Fromm klärt darin auf, dass unser Protagonist und seine Atemnot zwar selten seien, aber vorkommen…