Schreiberling

Er war ziemlich farblos! Er ging regelmäßig zur Arbeit, erledigte kleine, flüchtige Aufgaben, eine nach der anderen, die ihn unbefriedigt ließen. Ein Tag vergeht wie der andere, dachte er. Aber litten nicht alle an Sinnlosigkeit? „Kann ich etwas Sinnvolleres tun?“, fragte er sich und begann zu schreiben. „Wer schreibt, ist lebendig!“, dachte er zumindest früher einige Male. Er schrieb zwar keine Krimis, aber er beschrieb doch zahlreiche Papierseiten. Solche Texte sind schwer an den Mann zu bringen! Wer liest noch und warum? Wieder kam das Gefühl der Sinnlosigkeit auf! Die meisten fanden wohl keinen Zugang zu seinen Texten, fanden sie primitiv oder arm an Bedeutung. Sah man in dem Schreiber nur den, der jeden Tag auf der Arbeit seinen Aufgaben hinterher hechelte? Hatte er nicht nur einen geringfügigen Status? Etwas Abweichendes in diesem Gefüge störte bloß, nahm man nicht zur Kenntnis. Er meinte: Er war nicht der, der so sozialisiert wurde, er war der, der nach der Arbeit -er blieb Träger seines Namens!- diese und andere Zeilen verfasste.

(4.2022)