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Nachruf auf H. Sawitzky
Am 23.05.2025 kurz vor 5 Uhr morgens bekam ich die Nachricht, Herr Sawitzky sei gerade verstorben. Wenige Tage zuvor schenkte er noch, in meinem Beisein, er stark angeschlagen, im Bett liegend, seinem Anwalt kleinere, künstlerische Blätter. Er wurde 82 Jahre alt.
In einem unserer zahlreichen Gesprächen sagte mir Hermann Sawitzky auf mein Nachfragen, zwei Personen prägten ihn maßgeblich: der aus Königsberg stammende politische Aktivist und Journalist Erich Wollenberg und A.Paul Weber. Bei A.Paul Weber ging er ein und aus, kannte die Familie, gehörte quasi zur Familie. A.Paul Weber soll zu ihm gesagt haben: „Sie können kommen, wann sie wollen, sie stören mich nicht.“ Über Sawitzkys Begegnungen mit Erich Wollenberg, fünf an der Zahl, die erste begann zufällig in Paris bei irgendeinem Autounfall, bekam ich die Notizen…
Sein engster Freund war der ungarische Künstler und Gymnasiallehrer János Enyedi, eine Freundschaft und intensive, langjährige Zusammenarbeit, die bei einer Ausstellung eines jungen, damals kürzlich verstorbenen Künstlers, Johann Peter Eichmeier, ca.1990 begann und bis zu Enyedis Tod im Jahre 2017 dauerte. Weitere Freundschaften waren die zu Aljoschka Krebs und James Todd, Künstler und Professor in Missoula/Montana, den er über seine Tätigkeit im Amerika Haus kennengelernt hatte.
Sawitzky eckte an, auch im engsten Kreis, mit seinem Befürworten eines Deutungsskonzeptes zur jüngsten deutschen Vergangenheit, vielsagend Zweiter Dreißigjähriger Krieg genannt, welches nicht von ihm stammt und auf Wikipedia oder auf unserer Internetseite nachlesbar ist, und sorgte so für Missverständnisse.
In seiner Jugend war er Anarchist und Existentialist, als Student in der 68-Bewegung auch handgreiflich aktiv, gereift wollte er konservativ, „..dass es so bleibt, wie es ist.“
Etwa 2017 war es wohl, als er mich anregte, unsere gemeinsame Internetseite einzurichten, die wir Kulturgruppe Plewisast genannt haben.
Hermann Sawitzky führte eine Privatgalerie mit dem Namen Plewisast in seiner Wohnung in Hamburg Winterhude seit 1974 bis zum Ausbruch der Infektionskrankheit Corona 2020 und bald darauf eine erste Erkrankung bei ihm ausbrach und seine Mobilität einschränkte.
Er wollte selber Künstler werden, versuchte einiges vergeblich, Schauspielerei, er schrieb, besuchte Kurse zum Holzschnitt bei HAP Grieshaber…statt Künstler wurde er – hierin liegt sein Verdienst – zum Förderer zahlreicher Künstler, zum Kunstförderer. Er war mehr ein belesener und abstrakt denkender Mensch, mehr ein (humanistisch) gebildeter Mensch als ein Künstler – mehr Narziß als Goldmund.
Eine Schande wäre es gewesen, hätte dieser Mann den Beruf, gemäß seines Diplom-Abschlusses als Betriebswirt, ausgeübt! Mit Geld kann man die Bedeutung seiner Existenz – wie es in unserer Gesellschaft oft üblich ist – nicht bemessen, denn seit ich ihn kannte, verfügte er nicht über viel Geld. Als junger Mann stand er nach einem Erbe vor der Wahl, ein Haus zu kaufen oder die Welt zu bereisen. Man solle das Geld ausgeben, solange man jung ist…das beherzigte er und bereiste die Welt. Auch danach ging er mit Geld recht verschwenderisch wie ein Lebemann um.
Meinem Wunsch noch über die damalige Bergedorfer Künstlergruppe zu schreiben, kam er nicht mehr nach.
(E. v. Elm – Hamburg, 01.06.2025)